Martin Fischer
Softwareentwicklung

Klonblog on Tour: Die erste Ausfahrt mit der neuen BMW R 18

BMW Berlin Built Big Boxer

BMW Berlin Built Big Boxer R18
BMW Berlin Built Big Boxer R18
von Dipl.-Inform. Martin Fischer am 28.09.2020

Mehr B geht nicht und mehr Boxer gab es noch nie, der R 18 Motor ist der größte Boxer den BMW in 100 Jahren Boxer-Geschichte gebaut hat. Im Jahre 1920 erblickte der erst Motorrad-Motor von BMW mit waagerecht gegeneinander laufenden Zylindern das Licht der Welt. Zuerst jedoch in einem Motorrad des Herstellers Victoria und mit quer laufender Kurbelwelle. Mit 494 ccm Hubraum und 6.5PS gewann Martin Stolle 1921 damit schon die ersten Wettfahrten. Im Jahre 1923 kam dann das erste eigen BMW Motorrad, die R 32 auf dem Markt. Hier wurde der Boxer um 90 Grad gedreht, so dass die Zylinder zur Seite herausragen und die Kurbelwelle längs steht, 1969 wurde die Produktion nach Berlin verlagert, an diesem Konzept hat sich bis heute nichts mehr geändert.

In diese Fußstapfen tritt die neu R 18 und macht keinen Hehl aus Ihrer Herkunft. Stoltz ragt der Big Boxer aus dem Doppelschleifen-Rohr-Stahlrahmen und auf den Armaturen prangt dreimal der Spruch „BERLIN BUILT“.
Vor zwei Jahren brachte BMW die ersten Prototypen des R 18 Motors unters Volk, genauer unter die Customizer-Szene. Welche sich nicht lange bitten ließen und spektakuläre Motorräder um den Motor bauten.

Damit sammelte BMW Motorrad erste Erfahrungen und konzipierte die R 18 als optimale Basis für die Cruiser- und Customizer Szene. Im Gegensatz zu anderen BMW Motorrädern, stand hier nicht die Leistung oder Effizienz im Vordergrund, sondern Design, Heritage und leichte Modifizierbarkeit der Komponenten. Die R 18 verfügt über einen leicht abnehmbaren Heckrahmen und einen einfach zu demontierenden Lacksatz. Die Hydraulikleitungen von Bremse und Kupplung sowie der Kabelbaum verfügen über durchdachte Schnittstellen, so dass man problemlos einen anderen Lenker montieren kann. BMW- typisch muss man das aber nicht selber machen, sondern kann direkt aber Werk seine R 18 „customizen“. Bereits zur Markteinführung gibt es zwei verschiedene Design-Kollektionen von Aluminium-Frästeilen: „Machined“ und „2-Tone-Black“. Verschiedene Sitzbänke und Auspuffanlagen „Made in USA“ sind ebenfalls bestellbar.

Nichtsdestotrotz ist die R 18 ein top modernes Fahrzeug, welches die zukünftige Euro5 Norm erfüllt und jede Menge Elektronik an Board hat. Das Gute daran, man sieht es einfach nicht. Sämtliche Kabel, Steuergeräte sind elegant versteckt und geben der R 18 ein super „cleanes“ klassisches Erscheinungsbild. Der Hauptscheinwerfer bietet modernste LED-Beleuchtungstechnik mit einer einzigartigen Tagfahrlichtsignatur und optionalem adaptiven Kurvenlicht. Ein besonderer Hingucker ist der offenliegende Kardan-Antrieb, dieser ist chemisch glanzvernickelt und wartungsfrei, nur putzen man Ihn hin und wieder.

Aber grau ist alle Theorie, die Testfahrt führte uns vom BMW Classic Center in München nach Bayrischzell am Rand der Alpen. Für mich war es das erste Mal Leben, dass ich Cruiser fahre und dann gleich so ein Wopper. 345kg Leergewicht sind schon eine Ansage, locker 100kg mehr als anderen Motorräder die ich je gefahren bin. Mit entsprechendem Respekt stieg ich auf die Maschine und genoss erst mal den Ausblick auf dem Motor. Aus der Fahrerperspektive wirkt der knapp 1m breite und über 100kg schwere Boxer noch einmal imposanter. Etwas Muskelkraft ist von Nöten, um das Gefährt in die Waagerechte zu bekommen, aber rollt es erst mal, ist davon nichts mehr zu spüren. In der lässigen Sitzposition mit „Mid mounted footpeg“-Fußrasten ging es durch die Münchner Rushhour und weiter auf die Autobahn. Die R 18 schafft zwar über 180km/h, aber mir reichten diesmal die erlaubten 120. Durch die aufrechte Oberkörperhaltung und das fehlende Windschield bekommt man die volle Ladung Fahrtwind auf Brust, die Autobahn ist definitiv nicht das Revier eines Cruisers.

Deutlich angenehmer ging es auf der Landstraße weiter, bei Geschwindigkeiten zwischen 80 und 100 fährt man entspannt im 6 Gang und lässt die „Good Vibrations“ des Big Boxers auf sich wirken. Der statte Drehmoment von über 150 Nm liegt von 2000 bis 4000 U/min an und sorgt immer für ausreichend Vortrieb, wenn man Ihn braucht. Angst muss man davor aber keine haben, die R 18 verfügt über eine Antischlupf-Reglung, einen regelbaren Motorschleppmoment und eine Antihopping-Kupplung. Das einzige was hier ruckt, sind die beiden großen Zylinder, deren Durchmesser von 107mm entspricht exakt dem eines Maßkruges auf dem Münchner Oktoberfest, nicht ganz voll, so wie die Maß auf der Wiesn serviert wird. Im Cruiser-Segment außergewöhnlich, aber dafür umso mehr BMW-typisch, sind die drei Fahrmodi: Rain, Rock & Roll. Im „Rain“-Modus ist die Gasannahme weicher und die Regel-Elektronik schärfer eingestellt, um maximale Sicherheit zu gewährleisten. Der Roll-Modus ist die optimale Wahl zum entspannten dahingleiten, der Rock-Modus hingegen lässt durch eine spontane Gasannahme und beabsichtigte Fehlzündungen die Zylinder tanzen. Das ASR lässt im Rock Modus etwas mehr Schlupf zu, so dass auch das Hinterrad mit einstimmen kann. Mir gefiel der Rock-Modus am besten, da hier auch der Motorsound prägnanter hervortrat, von dem man Euro5-bedingt sonst nicht viel mitbekommt.


Insgesamt fährt sich der Big Boxer sehr entspannt und lässt seine Kilos schon nach den ersten Metern vergessen, einzig die Schräglagenfreit von maximal 30 Grad, erinnert in scharfen Kurven, daran das man einen Chopper fährt und sich besser etwas zügelt.
Ob ich noch zum Easy-Rider werde, kann ich noch nicht sagen, aber Spaß gemacht hat die Ausfahrt im Crusing-Mode. Der Neueinstieg in das Curiser-Segment startet ab sofort mit der R 18 First Edition, in klassisch schwarzem Lack mit weißer Doppellinierung, ganz wie das Vorbild BMW R 5. Die Preisliste der R 18 beginnt bei ca 22.000€.
Vielen Dank an BMW Motorrad für diese neuen Erfahrungen und viel Erfolg im neuen Marktsegment!