Martin Fischer
Softwareentwicklung

Klonblog on Tour: Test: BMW S1000XR

Mit BMW durch die katalanischen Berge

Neuvorstellung der BMW S1000XR mit Martin Fischer
Neuvorstellung der BMW S1000XR mit Martin Fischer
von Dipl.-Inform. Martin Fischer am 08.06.2015

Da unser Motorrad-Fan und Redakteur Tobi diesmal keine Zeit hatte die neue BMW S1000XR zu testen, habe ich ihn natürlich gerne vertreten. Zwei Tage Barcelona und einen Tag davon mit einer nagelneuen BMW durch die katalanischen Berge zu fahren, da musste ich nicht lange überlegen. Ich bin eigentlich Informatiker und fahre in meiner Freizeit eine Honda CBR1000RR auf der Land- und Rennstrecke. BMW schlägt nun mit der S1000XR eine Brücke von der sportlichen 4 Zylinder Baureihe S1000RR/R und den Adventure Modellen der GS Baureihe. Dazu ging es für mich und andere Zweirad-Fans nach Barcelona, um sich die Maschine mal ganz aus der Nähe anzuschauen.

Nach dem letzten Highlight, der Neuauflage der S1000RR Modelljahr 2015, kommt mit der BMW S1000XR nun ein ganz neues Motorrad. Als ich die ersten Bilder der XR sah, dachte sofort an eine höher gelegte Offroad Version der RR. Und das war auch nicht so weit gefehlt. Denn nicht nur das Design, sondern auch die Technik basiert auf den beiden bekannten S Modellen. Fahrwerk und Rahmen entsprechen einem klassischen Supersport-Motorrad, UpsideDown Gabel, Doppelarm-Schwinge, ein Brückenrahmen mit dem Motor als mittragendem Element und natürlich der 1000 Kubik 4 Zylinder Reihenmotor.

Beim Design der Front hat BMW (respektive der Designer Andreas Martin) diesmal eine etwas symmetrischere Scheinwerferform gewählt. Erst auf den zweiten Blick erkennt man in Reflektoren die Form der doppelR. Ich persönlich konnte mich nie so richtig mit dem Gesicht der RR anfreunden. Die Seitenlinie gefällt durch ihre sportlich Aggressivität, die Nase zeigt weit nach unten und das Heck steil nach oben, ganz wie die RR nur eben etwas höher. Die eigentlichen Highlights der XR sind aber die vielen elektronischen Helferlein. Zudem sind alle aus den S Modellen bekannten Features verfügbar.

Wie immer bei neunen BMW Modellen, bringt die XR einen neues Feature auf den Markt: ABS PRO. Bei diesem werden zusätzlich zu den bekannten Sensoren an Rädern und Antrieb auch die Schräglage und Querbeschleunigung verarbeitet. Das bedeutet, dass in Schräglage die Bremskraft elektronisch reduziert wird, um ein Blockieren der Räder in Kurven zu vermeiden. Plötzlich Schreckbremsungen, die unweigerlich zum Sturz führen, werden somit präventiv vermieden. Weitere Highlight sind das ESA (Electronic Suspension Adjustment). Das Fahrwerk ist also nicht nur komplett (Zug und Druckstufe) einstellbar, sondern macht das auch noch automatisch – je nach Fahrmodi Road oder Dynamic. Man kann damit auch die Federvorspannung an den Beladungszustand des Motorrades anpassen.

Die XR ist der vielseitigste Vertreter der S Modelle, man kann es mit originalem BMW Zubehör ganz individuell anpassen. Direkt im Eingang unserer Hotels stand eine racing red farbene, auf Sportlichkeit getrimmte XR. Dieser wurden aus dem Hause BMW Originalzubehör, sowie diverse Carbon-Teile, eine verstellbare Fußrastanlage und ein Akrapovič Sportauspuff spendiert. Im Garten stand dann das genaue Gegenteil: eine auf Adventure getrimmte Reiseversion, mit dem von BMW bekannten Gepäcksystem mit Topcase und Seitenkoffern. Diese bieten ca. 92 l Stauraum (Koffer 31 l und 30 l Topcase). So viel zur Technik. Am zweiten Tag ging es dann endlich los – die Landstraßen-Tour durch katalonischen Berge stand an. Geplant waren ca. 240 km, für die wir den ganzen Tage Zeit hatten. Ich wurde in einer Gruppe von belgischen Motorrad-Journalisten gesteckt. Im Gegensatz zu mir also echte Profis. Einer von Ihnen hatte ein GS T-Shirt und eine passenden BWM Kombi an. Er fühlte sich mit Sicherheit sofort heimisch auf der XR. Ganz im Gegensatz zu mir.

Ich hatte schon Probleme das Bike vom Ständer aufzurichten. Nicht nur, dass das mit einem 228 kg Zweirad etwas schwerer ist. Der hohe Schwerpunkt tat sein Übriges. Vielleicht hätte ich mit meinen 1.79 Metern doch eine tiefere Sitzbank nehmen sollen? Bei der XR gibt es nämlich 3 verschiedene Sitzbänke und eine optionale Fahrwerkstieferlegung – also für jeden individuell einstellbar. Aber irgendwie schaffte ich es dann doch und wenn die ganze Bagage erstmal in Bewegung ist, merkt man nichts mehr davon. Wir fuhren ca. 15min durch den Ort, bis dahin hatte ich mich schon ein bisschen an die XR gewöhnt, alles lief ohne Komplikationen. Auch dank des Schaltassistent PRO. Dieser hilft beim hoch- und runterschalten. So, dass man die etwas schwergängige Seilzugkupplung nur zum Anfahren benötig. Dann ging es ab in die Berge. Und wie zu erwarten war, überholte mich der GS Fahrer in der zweiten Kurve. Das machen diese Kerle sonst nur auf dem letzten Kilometer eines Alpenpasses mit mir.

Aber nichts destotrotz, hatte ich meinen Spaß und wurde von Kurve zu Kurve schneller, keine 20 Minuten später tauchte der GS Fahrer wieder vor mir auf. Beim ersten Stopp schaute ich mir meine Gummis an – 190er Pirelli mit 55er Querschnitt, Superbikereifen. Und siehe da, es war noch Luft, aber nur noch ein knapper Zentimeter. Weiter ging es dann ca. 40 km bis zum ersten Foto-Punkt. Dort lauerten die Fotografen, um uns abzulichten. Das Ganze wurde dann noch 2x wiederholt, Bilder gab es dann also reichlich. Beim ersten Coffeestopp fragten die BMW-Techniker natürlich wie es läuft und ob ich schon den Dynamik-Modus getestet habe. Ich war allerdings nur mit mir und der Straße beschäftigt, aber den Schaltassistenten konnte ich schon mal lobpreisen. Später achtete ich darauf, welchen Modus ich eingestellt hatte: Es war Dynamic. Aber für mich als Sportfahrer ohne ABS und Traktionskontrolle spielt das eh keine Rolle.

Nach der ersten Pause waren wir dann nur noch zu zweit – ein Belgier im sportlichem Einteiler und ich. Irgendetwas stimmte aber mit seinem Navi nicht Nach einer Ewigkeit durch kurvige Landstraßen ging dann auch meine Tankleuchte an. Nur wenig später hielt der Belgier in einem keinen Ort und war sich nicht mehr sicher, ob wir auf dem richtigen Weg waren. Unsere Reichweiten-Anzeige stand bei ca. 40 km und wir waren uns einig, die nächste Tanke anzupeilen. Aber siehe da, nach ca. 10 km wehten große BMW-Fahnen am Straßenrand und wir hatten die Station für die Mittagspause gefunden. Es war allerdings schon 16 Uhr! Alle anderen knapp 30 Teilnehmer waren bereits fertig mit essen und tanken. Trotzdem gab es dann glücklicherweise noch eine extralange Abschluss-Runde. Zu diesem Zeitpunkt waren nicht nur die Reifen warm, sondern wir auch mit der XR. Man merkte sofort dass das BWM-Team aus Profimotorradfahrern bestand. Ich musste echt kämpfen, um dran zu bleiben und langsam ließen dann auch meine Kräfte nach. Trotz der erhöhten Sitzposition merkte ich auch meine Knie deutlich. Nach einem kurzen Smalltalk mit den Kollegen waren wir uns aber einig, dass es nicht an der XR, sondern an meinem fortgeschritten Alter liegt…

Fazit
Ein super Erlebnis in grandioser Umgebung. Die XR ist das optimale Bike, um Urlaub in den Alpen zu machen. Durch das sportliche Fahrwerk und die vielen Möglichkeiten der Beladung ist man schnell unterwegs und braucht keine GS Fahrer am Ende eine Gebirgspasses fürchten.

Vielen Dank an BMW für die tolle Einladung!