Klonblog on Tour: Mit 550PS durch die Alpen
Wintersport mit dem F-Type R
Martin Fischer mit dem F-Type R in Alassio Italien
von Dipl.-Inform. Martin Fischer am 07.01.2019
Der F-Type ist ein Wahnsinns-Auto, keine Frage. Aber mit diesem sportlichen Gerät in den Winterurlaub fahren? Darauf würden wahrscheinlich nur die Wenigsten von uns kommen. Ich habe es für euch ausprobiert und den F-Type einen Langstreckentest bis in die französischen Alpen unterzogen.
Mit 550 PS in den Winter
Welcher F-Type es genau werden sollte, wusste ich zu Beginn der Planung selbst noch nicht so genau. Keine zwei Monate später aber war es dann soweit, der F-Type wurde „angeliefert“. Als der dunkelgrüne (British Racing Green) Wagen in die Tiefgarage der Redaktion einfuhr, sah ich schon das R am Kühlergrill leuchten und die vier dicken Endrohre am Heck. YES! Es war der dicke 5-Liter V8 mit satten 550 PS. Und das auch noch als Cabrio, mehr geht nicht! Hier in Berlin regnete es jedoch in Strömen, und das sollte sich die nächsten Tage auch nicht ändern. Um wenigsten einmal offen fahren zu können, erweiterte ich die Alpen-Tour spontan bis nach Albenga in Italien, direkt am Mittelmeer. In der Hoffnung, dass es mir gelingen würde, trotz Wintersperren ein paar Passtrassen in die Route einzubauen.
Als kleine Hürde stellte sich, wie zu erwarten war, das Beladen heraus. Der Kofferraum hat zwar 207 Liter, diese sind aber recht zerklüftet. Eine große Reisetasche passt dort jedenfalls nicht rein, sodass am Ende eine Tasche auf dem Beifahrersitz Platz nehmen musste. Allein zu reisen ist ohne Probleme möglich, zu zweit geht es auch noch, solange man es etwas minimalistisch angeht. Eine komplette Skiausrüstung passt aber natürlich nicht in den F-Type.
Es kann losgehen – Die erste Etappe
Die erste Etappe sollte mich bis nach Chur in der Schweiz führen. Auf der Autobahn ging es zunächst bis nach Lindau am Bodensee, 800 Kilometer geradeaus. Ein erster Härtetest für den F-Type. Dauerregen und Temperaturen kurz über dem Gefrierpunkt auf der Autobahn sind nicht das typische Revier eines Cabrios mit über 500 PS. Aber es ging, bei circa 140 km/h ist der Geräuschpegel auf einem erträglichen Maß und der Verbrauch pendelt um die 10-Liter-Marke, so war ein entspanntes Reisen möglich. Ein Aufkleber auf der Mittelkonsole ermahnte mich, dass ich mit den Winterrädern nur 240 km/h fahren darf, aber daran war im Moment nicht zu denken. Und spätestens ab der Schweizer Grenze sind sowieso nur noch maximal 130 km/h erlaubt. Sieben Stunden später war es dann soweit. Angekommen in Lindau kam endlich die Sonne raus und wir konnten das Dach aufmachen! Weiter ging es offen über die Landstraße nach Chur ins „Franziskaner Hotel“.
Bei Minusgraden im offenen Cabrio über Passstraßen
Keine 100 Meter vom Hotel entfernt startet der Lenzer Heide Pass, den wir am nächsten Morgen ansteuerten. Mit seinen 26 Kilometern und einer Scheitelhöhe von 1.550 Metern genau der richtige Pass, um sich langsam an den F-Type und 550 Pferde zu gewöhnen. Ende Dezember steht die Sonne selbst um 9.00 Uhr noch sehr tief, der wolkenlose Himmel ließ mich auf einen sonnigen Tag hoffen. Um nicht gleich in der ersten Kurve von der noch nassen Straße zu fliegen, aktivierte ich den Eis- und Regen-Modus. Dadurch reagiert das Gaspedal deutlich träger. Die 550 Pferde fühlten sich eher an wie Ponys, aber immer noch sehr viele Ponys.
Direkt an den Lenzer-Heide-Pass schließt der Julier-Pass. Dieser überwindet 1.433 Höhenmeter und geht bis auf 2.284 Meter. Endlich ein richtiger Pass, endlich weniger Verkehr und Sonne! Mitten durchs Skigebiet ging es den Berg hinauf, rechts und links Tourengeher, die sich fertigmachten und ich im offenen Cabrio bei minus 10 Grad. Aber ich bekam von den kalten Temperaturen nicht viel mit, im F-Type war es angenehm warm. Nach dem Öffnen des Verdecks waren wie von Geisterhand die Lüftungsdüsen aus dem Armaturenbrett gefahren. Zusammen mit der Sitzheizung, die gefühlt auch 550 PS hatte, war es mollig warm.
Einzig die Straßenverhältnisse waren noch nicht optimal. Vor allem in den Kurven waren Schnee und Eisplatten, die die Elektronik dazu verleitete, die Leistung zu reduzieren. Langsam bekam ich aber ein Gefühl für den F-Type und stellte den Dynamik-Modus ein. So konnte ich in leichtem Drift um die extra breiten Kurven des Julier-Pass fahren.
Die Südseite des Passes geht dann nur circa 500 Meter runter in den bekannten noblen Skiort St. Moritz. Von dort aus führt der Maloja Pass vorbei am Largo de Como bis in die Po-Ebene und überwindet die restlichen 1.800 Höhenmeter. Die Sonne stand jetzt so hoch, dass die Straßen abgetaut und nur noch nass waren. Das salzige Spritzwasser tauchte den grünen Jaguar in ein stumpfes Grau. In diesem Look ging es dann vorbei am mittlerweile fertiggestellten Maloja Palace am Silsersee und am Comer See, der sich über 50 Kilometer neben der wunderschönen SS 340 entlangschlängelt. Die Sonne hatte es mittlerweile geschafft, die Straße abzutrocknen. Mit dem strahlend blauen Himmel und der Sitzheizung im Nacken fühlte ich mich wie im Sommerurlaub. Ich wäre am liebsten noch mal umgekehrt.
Küstenstraßen von Italien und Frankreich – ein Hochgenuss
Unten angekommen, versteckte sich Mailand mitsamt der kompletten Po-Ebene in einer dicken Nebelwand. Für circa 200 Kilometer war nichts zu sehen, bis etwa 20 Kilometer vor dem Tagesziel, Albenga. Dort strahlte die Sonne wieder. Die Temperaturen waren auf satte 15 Grad gestiegen, also alles richtig gemacht! Nur der F-Type erinnerte noch an die Alpenüberquerung. Das strahlende British Racing Green war von einer dicken, grauen Salzschicht überzogen. Also ab in die nächste Waschanlage.
Am nächsten Tag standen die Küstenstraßen der Côte d’Azur auf dem Programm. Hier passte das frisch gewaschene Cabrio auch besser hin. Direkt am Mittelmeer zieht sich die Schnellstraße SS 1 bis nach Monaco, wobei schnell relativ ist. An die möglichen 300 km/h Höchstgeschwindigkeit des F-Types kam man hier nicht mal annähernd heran. Aber eine sportlichere Fahrweise als auf den schneebedeckten Alpenpässen war schon möglich. Untermalt von dem satten Sound der aktiven Sport-Abgasanlage ging es vorbei an so einigen Radfahrern, die mir im Nachhinein etwas leid taten. Der F-Type ist wirklich sehr laut.
Der Rückweg in einem Rutsch
Am nächsten Morgen ging es weiter nach Tignes, einer der höchsten Skiorte in den französischen Alpen. Glücklicherweise kenne ich die Alpen mittlerweile recht gut und wusste, wo man im Winter nicht langfahren kann. Fast alle Passtraßen sind im Winter gesperrt. Als wenn das nicht schon schlimm genug wäre – es wurden auch noch einige Mautgebühren fällig. Besonders hervor sticht der Frejus-Tunnel mit statten 42 Euro. Wer also denkt, der V8 frisst einem das letzte Haar vom Kopf, wird hier eines Besseren belehrt. Als kleine Belohnung kam dann zum Schluss noch die Bergstraße nach Val-d’Isère, die dann später zum Col d’Iseran wird. Hier konnte ich die 550 Pferde noch mal kurz von der Leine lassen und ein paar britische Urlauber kurz vor dem Ziel kassieren. In Tignes sind gefühlt 80 Prozent der Gäste aus Großbritannien, trotzdem war kein anderer F-Type zu sehen. Dafür umso mehr Range Rover.
Nachdem der F-Type sich sechs Tage lang ausruhen konnte, ging es zurück nach Berlin. Satte 1.330 Kilometer sagte uns Google Maps voraus. Eine so lange Strecke alleine am Stück zu fahren ist schon grenzwertig. Aber nach 15 Stunden waren wir wieder in der Hauptstadt, und mir und meinem Rücken ging es gut. Seine Langstreckentauglichkeit hat der F-Type damit imposant unter Beweis gestellt. Den größten Eindruck hinterlässt jedoch der V8-Motor mit seiner schier unendlichen Kraft von 550 PS und über 600 NM. Die muss man sich erst mal trauen, auf die Straße loszulassen. Und der satte Sound des kleinen F-Type braucht keinen Vergleich mit V8-Riesen wie zum Beispiel einem Dodge RAM zu scheuen! Der F-Type ist das optimale Winter-Cabrio. Mit Allrad, Lenkradheizung, beheizter Frontscheibe und der Turbo-Sitzheizung sind Alpenpässe bei Minusgraden immer noch ein Vergnügen. Und das optimale Sommer-Cabrio ist der F-Type ja sowieso.
Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung durch Jaguar Land Rover.
Vielen Dank an Jaguar Land Rover für den Testwagen!
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