Martin Fischer
Softwareentwicklung

Klonblog on Tour: Ab ins Bergwerk

Test: Land Rover New Discovery

Der Neue Range Rover Discovery im Untertagebergwerk
Der Neue Range Rover Discovery im Untertagebergwerk
von Dipl.-Inform. Martin Fischer am 05.05.2017

Vor knapp einem halben Jahr stellte Land Rover den neuen Discovery vor. Wie erinnern uns an die spektakuläre Show, als der Discovery über die aus 5,8 Millionen Legosteinen zusammengebaute Tower Bridge fuhr. Nun kommt der Familien-SUV endlich auf den Markt (offizieller Marktstart 22.04.2017). Zeit, selber zu fahren und die Offroad-Eigenschaften zu testen. Diesmal sollte der Test aber nicht nur auf der Straße bzw. über der Erde stattfinden, sondern untertage. Hierzu sollte das Untertagebergwerk in Wellen im Saarland dienen. Ich war sehr gespannt, wie das wird.

Los ging es direkt am Flughafen in Luxemburg. Dort bekam ich einen weißen Discovery 2.0 l Diesel mit immerhin 240 PS. Das klang erst mal recht viel, aber bei 2,1 Tonnen und satten 4,97 m Fahrzeuglänge war das eher als Basismotorisierung zu verstehen. Es gibt zwar noch einen 180 PS-Diesel, aber wie sich beim ersten Beschleunigungstest auf der Autobahn herausstellte, hat der 240 PSer schon etwas mit der schieren Masse des Landis zu kämpfen. Im ersten Moment beeindruckte die Sitzposition, dieser SUV ist deutlich höher als andere. Im normalen Straßenverkehr kann man quasi über alle anderen Fahrzeuge hinweg sehen. Ob BMW X1 oder Q5 – alle sind kleiner.

Nach einem kurzen Ausflug über die luxemburgischen Landstraßen, ja es gibt dort welche, ging es dann direkt zum Lunch ins Weingut Pundel vins purs. Dort wurde uns der Familien-SUV noch mal vorgestellt, wobei wir die Highlights schon von der Weltpremiere kannten, dazu später mehr. Das eigentliche Highlight dieser Produktvorstellung war aber der Ort, das Untertagebergwerk TKDZ Wellen. Hierzu durfte auch eine ausführliche Sicherheitseinweisung nicht fehlen. Hier erfuhr ich, dass wir mehrere Kilometer in den Berg fahren werden und der Stollen noch aktiv ist, also extra für uns die Arbeit niedergelegt wurde. Daher waren Helm und Sicherheitsweste Pflicht sowie ein „Selbstretter“, eine Art Atmungsgerät, mit dem man bis zu 60 Minuten im Berg überlebt. Wir wurden mehrfach darauf hingewiesen, uns nicht von der Gruppe zu entfernen. In dem Berg befindet sich ein Labyrinth aus 300 km Strecke, mit unendlich vielen Kreuzungen und Weggablungen. Die ersten Bilder haben mich so ein bisschen an The Fast an The Furios Teil 4 erinnert, wobei abzusehen war, dass wir nicht ganz so zügig durch die Stollen fahren.

Nach dem Essen hatten wir etwas Zeit, die imposante Erscheinung etwas genauer unter die Lupe zu nehmen und ein paar Fotos von dem neuen Auto zu machen. Wie sich später herausstellte, war das auch die einzige Chance. Nach dem Einsatz im Stollen war Landi nicht mehr so schön weiß. Das Fahrzeug misst satte 4,97 m, das sind 15 cm mehr als ein Mercedes GLE oder ein Porsche Cayenne. Das Design wurde der aktuellen Line des Discovery Sport angepasst und weiter verfeinert. Von vorn ähnelt er dem neuen Range Rover Velar oder Evoque. Die eleganten Scheinwerfer (auf Wunsch mit Voll-LED-Technik), ein sportlicher Grill in verschiedenen Ausführungen, 21 und 22 Zoll große Räder sowie ein insgesamt stylischer Auftritt machen klar: Der neue Discovery möchte nicht mehr nur Nutzfahrzeug sein, sondern Lifestyle-Accessoires, ohne dabei auf einen gewissen Wiedererkennungswert zu verzichten. Die markanten Stufe im Dach blieb erhalten. Dadurch sitzt man auch in der dritten Reihe sehr gut und kann aufgrund der Kinobestuhlung über seine Mitfahrer hinwegsehen. Das Heck ist deutlich schnittiger als beim Vorgänger, wobei es immer noch recht wuchtig daherkommt, aber die Ladung braucht halt Platz. Und nicht zu vergessen, auch die Rückleuchten arbeiten nun mit LED-Technik.

Am Bergwerk angekommen, bekamen wir noch einen Instruktor und dann ging es auch direkt los, ab in den Berg. Es war stockduster und sah wirklich aus wie in einem Movie. Etwa 15 min später sahen wir Lichter, die Basisstation war erreicht und mir war klar, dass ich hier definitiv nie alleine wieder herausfinde.

Extra für uns oder vielmehr für den neuen Discovery wurden im Stollen diverse Hindernisse aufgebaut, der neue Disco soll wie seine Vorgänger ein echter Geländewagen sein. Zunächst gab es eine kurze Einweisung unseres Instruktors in die Technik. Wobei es dabei eigentlich nur um ein paar Knöpfe in der Mittelkonsole ging, denn der Discovery hat für alles ein Programm und dann auch noch einen Automatik-Modus, wo er selbst das Programm wählt. Im Prinzip muss man nur die Untersetzung aktivieren, das Fahrwerk hochfahren und ab geht’s! Die erste Übung war eine ca. 20 m lange Fläche mit Geröll, dort lagen bis zu 30 cm große Felsbrocken. Da unser Discovery mit normalen Straßenreifen bereift war, konnten wir nicht einfach drüber heizen ohne einen Reifenschaden zu riskieren. Unser Instruktor stieg daher aus und dirigiert uns mit einer Taschenlampe über das Geröll. Das war schon die erste Sache, die ich mit meinem eigenen Auto nie machen würde. Schon das Geräusch, wenn die Reifen über die spitzen Steine rollten und die Gefahr, doch mit dem Unterboden aufzusetzen, würden mir den Spaß gründlich vermiesen. Als nächstes kam ein, ich nenne es mal Schräglagentest. Es ging nach rechts um ein Kurve, in der aber ein Berg von etwa 3 m Höhe aufgeschüttet war. Um diesen mussten wir herumfahren. Laut Anzeige erreichten wir bis zu 20 Grad Steigung, auf meinem Foto sieht man nur 18, aber das war auch nicht so einfach zu fotografieren. Ich zumindest hatte Angst, dass die ganze Bagage jeden Moment umkippt. Weiter ging es dann zum unvermeidlichen Verschränkungstest. Zuerst ging es einen kleinen Hügel hoch, ca. 2 m. So steil, dass man keine Chance hatte zu sehen, was vor dem Auto ist. Als es wieder runterging, sackte das linke Rad ca. einen halben Meter tiefer weg als das rechte. Ich als Passagier auf der Rückbank, der natürlich nicht angeschnallt war, rutschte unweigerlich abwärts. Das Auto hingegen blieb ganz ruhig und Dank das Bergabfahr-Assistenten ging es ganz entspannt runter. Der Fahrer muss sich nur aufs Lenken konzentrieren, den Rest macht der Wagen alleine, schon beeindruckend!

Nachdem wir wieder Tageslicht sehen durften, ging es erstmal durch eine Waschstraße. Die Autos waren dermaßen eingestaubt, das quasi alle gleich aussahen.

Bis zum Design Hotel La Maison in Saarlouis hatten wir dann noch gute 70 km Landstraße. Fotos konnten wir keine mehr machen, das schöne neue Auto sah immer noch aus wie einmal sprichwörtlich durch den Kakao gezogen. Daher hatten wir Gelegenheit, die Fahreigenschaften auf der Straße noch etwas genauer zu untersuchen. Der neue Disco hat bis zu 480 kg Gewicht gegenüber dem Vorgänger eingespart, das sind satte 20%. Hier wäre eine Vergleichsfahrt mit dem Alten sicherlich hilfreich gewesen. Aber gut, dann muss zum Vergleich der F-Pace herhalten. Der ist zwar 30 cm kürzer und 500 kg leichter, aber auch ein SUV und es ist nicht so lange her, dass ich ihn fahren durfte. Im direkten Vergleich muss sich der Discovery trotz seiner Diät geschlagen geben. Vor allem in zackigen Kurven merkt man, dass man in einem großen Auto mit viel Bodenfreiheit sitzt. Die Karosse kippt bis zu einem Punkt zur Seite, bleibt dann aber stabil. Unser 2.0 Liter Diesel mit seinen 240 PS soll bis zu 207 km/h laufen, mir reichten aber 180 auf dem Tacho. Aber hey, wir fahren einen echten Offroader mit 28 cm Bodenfreiheit!

Ein weiteres Highlight des neuen Family-SUV ist die Variabilität. Die hinteren zwei Sitzbänke lassen sich elektronisch umklappen, sodass in wenigen Sekunden aus einem 7-Sitzer ein 2-Sitzer mit sagenhaften 2.500 Liter Stauraum wird. Und selbst mit 7 Sitzen hat man noch 258 Liter Kofferraum zur Verfügung, also in etwa so viel wie ein Smart. Sofern die sieben Sitze verbaut sind, sind alle beheizt und lassen sich über diverse Tasten im Kofferraum, über den Bordcomputer und per Handy-App verstellen. Man kann schon im Supermarkt an der Kasse den Kofferraum an das zu erwartende Einkaufsvolumen anpassen.

Schlussendlich hatten wir dann noch ein bisschen Zeit, mit dem Entertainment-System zu spielen. Dieses verfügt über einen HDMI-Eingang (!), über den man Filme oder einfach den Desktop seines PCs auf das 10-Zoll-Display übertragen kann. Optional gibt es einen DVB-T2-Tuner und jede Menge an USB-Ports sowie einen WLAN-Hotspot, sodass alle Insassen beschäftigt werden können.
Land Rover hat uns mit dem neuen Discovery einen sehr schönen und super ausgestatteten Premium-SUV präsentiert. Da bleibt eigentlich nur die Frage, wo bekommt man schnell die 50.000 € für das Basis-Modell her? Wobei man eher 70-80 T€ einkalkulieren sollte. Das Auto lebt wie die meisten aktuellen Premium-Autos von der Zusatzausstattung, und die Liste ist sehr umfangreich!

Vielen Dank für das tolle Event, wir freuen uns schon auf den Range Rover Velar!