Klonblog on Tour: Wiedergeburt der Offroad-Legende
Der neue Defender ist da!
Land Rover Defender 2020
von Dipl.-Inform. Martin Fischer am 17.06.2020
Über 70 Jahre ist es her, dass der „Land Rover“ das Licht der Welt erblickte und damit die Marke Land Rover begründete. Seit Mitte der achtziger Jahre heißt der „Land Rover“ Defender und ist nun in seiner fünften Version auf dem Markt. Die Weltpremiere durften wir im September letzten Jahres live begleiten < link zum Artikel> und konnten uns schon ein Bild vom Design des Neuen machen. Wie üblich, dauert es bis zu einem halben Jahr, bis das neue Auto dann tatsächlich auf der Straße steht. Auf Grund der aktuellen Corona Lage war zu befürchten, dass es diesmal noch länger dauert. Die Fahrvorstellung des neuen Jaguar F-Type fiel wegen Corona sogar komplett aus.
Aber der Defender ist mit anderen Wässern gewaschen und durch nichts zu stoppen, erst recht nicht durch einen kleinen Virus. Ganz im Gegenteil, der neue Defender fährt mit 29.4cm Bodenfreiheit, 90cm Wattiefe durch jedes Gelände und nimmt Steigungen mit mehr als 100%, das sind über 45 Grad! Los ging unsere Probefahrt aber onroad, also auf öffentlichen Straßen. Ein Terrain welches dem Vorgänger Modell so gar nicht lag, vor allem die Autobahn war für den robusten Geländewagen mit einem cw-Wert von über 0.6 feindliches Gelände. Aber diese Zeiten sind vorbei, der Neue ist mit einem cw-Wert von 0.38 deutlich flinker unterwegs, 160 km/h sind kein Problem. Dank moderner Assistenz Systeme wie Abstandstempomat, Spurhalte-Assistent und einem adaptiven Luftfahrwerk sind auch längere Strecken kein Problem. Der zwei Liter Diesel unseres Testwagens leistete 240PS und bewegte den 2.5 Tonnen Geländewagen leichtfüßig über die Straßen. Unter 2000 U/min war vom Motor kaum etwas zu hören, darüber meldete er sich dann mit einem vehementen Knurren, was aber nie ausdringlich war. Modern geht’s auch im Innenraum weiter, hier sieht es zwar deutlich robuster aus, als in den andere Land Rover Modellen, aber durchaus schick und gespickt mit der neusten Technik. Ganz neu ist das Infotainment-System „Pivi Pro“, welches zuerst im Defender eingesetzt wird, später aber in allen Land Rover Modellen kommen soll. Das Pivi biete Over-The-Air Updates und verwendet dabei bis zu zwei SIM Karten mit LTE Unterstützung und kann 14 verschiedene Steuergerät im Defender aktualisieren. Besonderes Augenmerkt wurde auf eine einfach und schnelle Benutzerführung gelegt, so dass alle Funktionen mit wenigen Klicks auf den 10Zoll Touchscreen erreichbar sind. Dafür hatte ich heute jedoch keine Zeit, ich wollte den Land Rover viel lieber da testen, wo er zu Hause ist, im Gelände!
Das Land Rover Experience Center in Wülfrath ist dafür die optimale Spielwiese, hier gibt es auf über 120.000 m² alles was das Offroad Herz begehrt. Wasserdurchfahrten, Steigungen mit bis zu 110%, Schrägfahrten mit bis zu 32 Grad und jede Menge Steine. Fast jede Situation, die einem beim Off‑Road Fahren begegnen kann, kann man hier ausprobieren. Normaler Weise fährt bei solchen „Testfahrten“ der Instruktor im gleichen Auto mit und kann so direkt Hilfestellung leisten, dank Corona ist das aktuell nicht möglich. Mein Instruktor fuhr in einem Range Rover voraus und gab mir per Funk Anweisungen. Das war schon etwas komisch, ganz allein in dem neuen Auto und dann gleich ins Gelände. Aber kein Problem, der neue Defender ist mit allem erdenklichen Assistenten ausgestattet, so dass es selbst für Anfänger keinen Grund zur Sorge gibt. Als erstes wählt man die Geländeuntersetzung, dadurch werden alle Gänge etwa um das 3-fache untersetzt, damit hat der Motor noch mal viel mehr Kraft und man bzw. die Elektronik kann diese viel genauer steuern. Zum warm werden sollte ich direkt ein 75% Gefälle herunterfahren, also langsam über die Kuppe fahren und die Nase absenken In einem herkömmlichen Geländewagen wäre das schon eine Herausforderung gewesen, aber dank der 6 Kameras im neuen Defender, kein Problem. Die Front Kamera speichert die Bilder und zeigt diese dann versetzt an, so dass man quasi durch das Auto hindurchschauen kann. Vor allem in steinigem Gelände oder vor einem starken Gefälle, ist das eine enorme Hilfe, dass Pivi Pro zeichnet zusätzlich noch die Stellung der Vorderräder ein, so dass man das Gefühl hat man steuert einen Mars-Rover fern. Wir waren aber nicht auf dem Mars, sondern in Wülfrath bei Essen und ich saß direkt in dem Rover. Also faste ich mir ein Herz und gab den Rover ein leichten Gas Stoß und ab ging die Post! Naja, der Defender konnte darüber nur Lächeln, 75% sind für Ihn keine echte Herausforderung. Das „Terrain Response 2“ regelt alles voll automatisch, man muss weder bremsen noch gas geben, einfach nur lenken und schups ist man unten.
Der Vorwärtstrieb des Defender wird durch insgesamt 3 Differenzial gesichert, das sperrbare Mittendifferenzial ist serienmäßig und ein aktives Hinterachs-Sperrdifferenzial kann optional bestellt werden. Damit bewältigt der Defender weichen Wüstensand ebenso souverän, wie den gefrorenen Tundra-Boden der Arktis – und alles weitere, was er dazwischen unter die Räder bekommt. Zum Abschluss der Testfahrt sollte ich dann, allein! eine Steigung von 110% nach oben fahren, also etwa 48 Grad. Ich folge den Anweisungen meines Instruktors, legte den 3 Gang ein, beschleunigte auf 25km/h und nach wenigen Sekunden war ich oben. Ich versuchte danach diese Steigung zu Fuß zu erklimmen, nicht nur dass ich viel länger brauchte als der Defender, ich brauchte alle vier Pfoten. Wer also denkt, der neue Defender wäre auf Grund seiner runden Formen eine weichgespülte Version des Vorgängers, der irrt. Ganz im Gegenteil, der neue Defender ist bis zu 10x steifer als normale SUV’ s und 3x steifer als andere Land Rover Modelle. Die neue D7x-Karosseriearchitektur besteht aus einem hoch festen Aluminium-Monocoque in Verbindung mit Magnesium. Diese Materialien kommen auch im Innenraum zum Einsatz. Teile des Armaturenbretts und des Lenkrads sind aus Magnesium-Druckguss und mit Pulver beschichtet. Was nicht nur gut aussieht, sondern auch sehr robust ist. Robust ist auch die Außenhaut des Defender, dieses kann man werksseitig mit einer extrem strapazierbaren Folie überziehen lassen. Diese verpasst den neuen Metalliclackierungen „Tasman Blue“, „Pangea Green“ und „Gondwana Stone“ einen seidig matten Glanz.
Der neue Defender geht am 20.06.2020 an den Start und wird in den beiden Versionen 90 und 110 angeboten, wobei die Version 110 einen um 20 Zoll größeren Radstand hat. Laut Land Rover gibt es über 170 Ausstattungskomponenten die zum neuen Defender bestellt werden können. Die Preise beginnen bei 49.700€ für den Defender 90 und 55.600€ für die Version 110.
Mir hat die Ausfahrt mit den neuen Defender sehr gut gefallen und für mich schon auf die nach Corona Events, wenn es dann hoffentlich mal wieder etwas weiter weg geht.
Vielen Dank an Land Rover und viel Erfolg mit dem neuen Defender!